Wer die Schuld daran hat, dass die Kreisklasse-Mannschaft der Kleinklecker-Kickers noch nicht Champions-League-Sieger ist, ist eine Frage, die die Gemüter im beschaulichen Kleinkleckersdorf schon seit Jahren erhitzt.

In den unendlichen Weiten der deutschen Provinz, zwischen Feldern und Wäldern, liegt das beschauliche Dörfchen Kleinkleckersdorf. Hier, wo die Zeit stillzustehen scheint und die Bewohner sich noch persönlich kennen, erhebt sich der örtliche Fußballplatz als das Herzstück der Gemeinschaft. Doch heute sollte dieser heilige Rasen Schauplatz einer Tragödie werden, die selbst die Wachtmeister der Dorfpolizei zum Stirnrunzeln brachte. Der örtliche Fußballverein, liebevoll genannt "Die Kleinklecker-Kickers", stand vor einem entscheidenden Spiel, das nicht nur über Punkte, sondern auch über den Ruf des Dorfes entscheiden sollte. Doch was als hoffnungsvolles Aufeinandertreffen begann, endete in einem Fiasko von epischen Ausmaßen, das selbst den alten Dorfwirt zum Fluchen brachte.

Und während die Sonne langsam hinter den Hügeln verschwand, war eine fiktive Pressekonferenz im Anschluss an dieses Ereignis im Dorfgemeinschaftshaus angekündigt worden, die zweifellos noch mehr Licht in dieses dunkle Kapitel des Kleinkleckersdorfer Fußballs bringen würde.

Hören wir mal rein:

 

Journalist: Herr Trainer, wie erklären Sie sich das heutige Desaster Ihrer Mannschaft?

Trainer: Nun, das war natürlich eine bittere Niederlage, aber lassen Sie mich klarstellen: Es war nicht unsere Schuld. Der Schiedsrichter hat uns das Spiel geklaut, Punkt.

Journalist: Aber Herr Trainer, war es nicht eher so, dass Ihre Mannschaft 90 Minuten lang auf dem Platz herumstolperte wie eine Horde Betrunkener auf einem Schachbrett? Fehlpässe, verpasste Chancen - das war doch das eigentliche Problem, oder nicht?

Trainer: Ach, kommen Sie schon, das war doch nur eine kleine Unachtsamkeit. Hätte der Schiedsrichter nicht diesen fragwürdigen Elfmeter gepfiffen, wären wir längst als strahlende Sieger vom Platz gegangen. 

Journalist: Aber Herr Trainer, selbst ein Blinder mit Gehörlosigkeit hätte gesehen und gehört, dass Ihre Mannschaft heute keinen Fuß auf den Boden bekommen hat. Es war ein einziger Reinfall. Haben Sie das nicht bemerkt?

Trainer: Sehen Sie, als Trainer muss ich die Last der Entscheidungen tragen. Natürlich habe ich alles richtig gemacht. Wenn meine Spieler nicht in der Lage sind das umzusetzen weil der Schiri ständig gegen uns pfeifft, ist das nicht mein Problem. Der Schiri erkennt nicht, das unsere klare Überlegenheit ständig durch die vielen Unsportlichkeiten gebremst wird.

Journalist: Ach wirklich? Also war es nicht Ihre geniale Taktik, die Ihre Spieler wie Hühner ohne Kopf über das Spielfeld laufen ließ?

Trainer: Nun, das ist Ihre Interpretation. Ich sehe das anders. Aber ich kann verstehen, dass Sie als Journalist eine gewisse Sensationslust haben. Sensationell für Ihren Aufmacher war doch der Elfer zum 0:5 gegen uns der nie hätte gegeben werden dürfen. Schreiben sie darüber....

Journalist: Sensationen sind das Einzige, was Ihre Mannschaft heute nicht geboten hat, Herr Trainer. Vielleicht sollten Sie das nächste Mal weniger Zeit damit verbringen, Ihren Schützlingen Gedichte vorzulesen, und mehr Zeit damit, sie zu coachen.

Trainer: Ich bin ein Top-Trainer, und meine Spieler sind absolute Profis. Diese Niederlage war eindeutig die Schuld des Schiedsrichters. Das ist Fakt.

Journalist: Na dann, Herr Trainer, wir werden sehen, ob Ihre Spieler beim nächsten Spiel besser performen. Vielen Dank für Ihre Zeit.

Trainer: Ja, das werden wir. Und ich hoffe, Sie berichten dann auch fair darüber, das der Schiedsrichter uns den verdienten Sieg geklaut hat. Auf Wiedersehen.

 

In der Welt des Fußballs gibt es immer Raum für Ausreden und Schuldzuweisungen. Aber am Ende des Tages zählen nur die Punkte auf dem Spielfeld - und manchmal ist es einfacher, einen Sündenbock zu finden, als die eigene Verantwortung anzuerkennen.

 

Denkt mal d´rüber nach, wenn wieder den 90 minütigen Misserfolg Eurer Mannschaft mit einer einzigen Entscheidung des Schries begründet wird.

Euer Siggi.