Seit Anfang Juni des Jahres rollt der Ball wieder. Beim FC Schwarzenberg zunächst mit extremen CORONA-Auflagen sodaß nur unsere Jugendmannschaften ein paar Freundschaftsspiele austragen konnten, aber inzwischen sind nahezu alle Mannschaften wieder im Saisonvorbereitungsmodus. 

Lange vermisst habe ich das Gejohle der Kids beim Training , wenn ich bei uns über die Sportanlage gegangen bin. Aber auch mein Filius hat nun endlich die Playstation bei Seite gelegt und statt dessen die Fußballstiefel angezogen.

Ich habe mir eines der Freundschaftsspiele der Kids geschnappt um den CORONA bedingten Rost aus der Fox40 zu pusten. Natürlich keine Herausforderung, aber das Leuchten in den Augen der Kids, als sie wieder auf Torejagd gehen durften, ist einfach unbeschreiblich.

Die erste Spielleitung bei den Erwachsenen war gleich ein Bezirksliga Freundschaftsspiel der ambitionierten Nachbarmannschaften des FC Schwarzenberg. Stefan durfte ins Horn stoßen und ich stand -wie in den letzten Spielen vor gut einem dreiviertel Jahr auch - auf der eins.

Pfeifen - auch im Gespann- ist wie Eislaufen musste ich feststellen. Man verlernt es nicht, es fühlt sich nur die ersten 10 Minuten etwas wackelig an. 

Etwas wackelig waren auch motorischen Fähigkeiten der Protagonisten auf dem Feld und inspirierten mich damit zu einem Thema, welches ich schon lange einmal anpacken wollte.

Ein Vorfall bei der Europameisterschaft überzeugte mich dann endgültig, das Thema "Ball gespielt" aus der Schublade zu holen

Am ersten März des Jahres war ich in der Saison 2019/2020 letztmalig als Schiri unterwegs. Es war ein Sonntag, Kunstrasen am Stadtrand, Anstoß 15:30 Uhr und Stefan durfte ins Horn stoßen. Ich musste auf der Seite der Coachingzone mit der Fahne das Abseits anzeigen und das Wetter gab uns von Sonnenschein bis Hagel alles, was es Anfang März so im Repertoire hatte.

Wir schrieben den 21. von insgesamt 30 Spieltagen. Heim - auf Tabellenplatz 5 - hatte mit vier Punkten Rückstand auf den Ersten durchaus berechtigte Ambitionen auf einen Aufstiegsplatz. Gast - im Tabellen-Mittelfeld unterwegs-  war konkret nicht abstiegsgefährdet, rechnete aber dennoch mit ein paar Pünktchen für das Polster auf die Abstiegsplätze.

In diesem Bezirksligaspiel zeigte Heim, wer in der nächsten Saison aufsteigen will, machte bereits zur Halbzeit (4:1) alles klar und schaltete in der zweiten Hälfte einen Gang 'runter, ohne je die Kontrolle über das Spiel zu verlieren.

Beim Endstand von 6:3 gab es insgesamt 7 Gelbe Karten (3:4), der Schiri Beobachter bewertete das Spiel als "Einfach zu leiten, ohne Fehler, ohne besonders herausfordernde Spielsituationen" und lobte die gut eingespielte Zusammenarbeit des Gespanns.

Es waren an diesem Tag nicht nur die dunklen Regenwolken, die am Horizont regelmäßig auftauchten und uns mit kurzen Hagelschauern ein ums andere Mal den Spielspaß verdarben. Zwar konnte ich von meiner Position als Schiedsrichter Assistent, am gegenüberliegendem Horizont zwischenzeitlich einen wunderschönen, doppelten Regenbogen sehen, jedoch fühlte sich die Gesamtsituation auf der Sportanlage nicht nur wegen des durchwachsenen Wetters sehr unangenehm an.

Es lag eine merkwürdig, bedrückte Atmosphäre in der Luft. Man ging sich möglichst aus dem Weg und vermied zu intensiven Kontakt. Selbst die sonst übliche, herzliche Begrüßung mit dem Schiri Gespann des vorhergehenden Spiels war ungewöhnlich distanziert und auf das gesellschaftlich nötigste reduziert.

Gerne erinnere ich mich an die Zeit, in der ich einfach mit den Jungs aus der Nachbarschaft mal 'Kicken' gegangen bin. Wobei Mal? Nein!

Nahezu täglich haben wir uns nach der Schule irgendwo getroffen um gegen irgendetwas Rundes zu treten.

Unsere Idole hießen Beckenbauer, Breitner, Müller und die, die nicht auf die Bayern standen fanden Vogts, Overath, Rudi Kargus und Manfred Kaltz gut. Mein Idol war Erich Beer, der seinerzeit Kapitän bei Hertha BSC war. Die Exoten unter uns fanden Pele und Seeler gut, aber nur weil das die 'Idole waren, von denen Papa so schwärmte', diese beiden hatten nämlich die Fußballschuhe bereits längst an den Nagel gehangen.

Wenn ich von der Schule kam, warteten an der 'Klopfstange' meist bereits der Ralf, der Milan, der Guido und seine Schwester Steffi. Steffi ging bei uns als Junge durch, weil sie richtig gut Kicken konnte.

"Siggi? Komms'te Runter mit Ball?"

Klaro! Ich war keine Fünf Minuten später an der Klopfstange. Meinen Ball hatte ich auch mit, aber der war nicht so gut. Aus Plastik! Er hatte aber die Wappen der damaligen Bundesligavereine aufgedruckt. Neben den obligatorischen Bayern prangten da noch die Logos von Rot Weis Essen, Kaiserslautern und Tennis Borussia.

Nach und nach gesellten sich weitere Nachbarskinder zu uns bis wir feststellten, dass das Spielen auf ein Tor nicht so viel Spaß macht. Wir brauchten auch einen besseren Ball und so wurde bei Carsten geklingelt. Der hatte zwar keine Ahnung vom Fussi-Spielen und wurde immer als letzter Gewählt. Aber er hatte einen richtigen Lederball, kam immer im Bayern Trikot mit ner Fünf hintern d'rauf und hatte richtige Fußballschuhe mit Stollen.

Gespielt wurde auf 'ner Wiese zwischen den Häuserblock`s. Wobei 'Wiese' eher den Ursprungszustand unseres Spielfeldes beschreibt. Gekickt wurde auf einer von Kinderfüssen zertrampelten nahezu rechteckigen, viel zu kleinen Lehmfläche, die an den Rändern noch etwas Graßbewuchs hatte. 

An der einen Seite war der Ball im Aus wenn er in der Hecke landetet, auf der anderen Seite gab es nur Einwurf, wenn der Ball über die etwa einen Meter hohe Mauer flog. Unsere Tore waren mit irgendwelchen Jacken oder kleinen Erdhügeln markiert. Ab und zu lag da auch mal ein Ranzen, wenn einer keine Lust hatte diesen nach der Schule erst nach Hause zu bringen.

Trikots kannten wir nicht, wir erkannten am Gesicht wer der Gegner war. Foulspiel gab es immer wenn einer laut genug geschrien hat und bei 'Hand' war es fast immer 'Angeschossen'. Gewonnen hatte der, der zuerst Zehn Tore erzielte und Abseits war uns zu schwierig.

Wir wollten einfach nur Kicken.....

Fragt man heute irgendjemanden irgendwo auf dieser Fußballwelt nach einem Schiedsrichter der ihm in besonderer Erinnerung ist, wird mit Sicherheit an erster Stelle Pierluigi Collina genannt.

Trotzdem der Italiener seit Sommer 2005 kein Spiel mehr geleitet hat, ist er selbst Jugendlichen ein Begriff und wird vor allem bei uns Älteren nicht nur von den "Men in Black" sondern gerade auch von Spielern, Mannschaftsverantwortlichen und Fußballfans gleichermaßen geschätzt.

Der am 13. Februar 1960 in Bologna geborene Collina ist seit 2017 auch Chef der FIFA-Schiedsrichter-Kommission und gehört zu denjenigen im weltweitem Fußballsport die in einem Atemzug mit Franz Beckenbauer, Diego Maradona, Johan Cruyff, Gary Lineker, Fritz Walter, Sepp Herberger und Pele genannt werden.

Unvergessen sind gerade uns Deutschen Fußballfans seine Spielleitungen legendärer Endspiele der UEFA Champions League im Mai 1999 zwischen ManU und den Bayern sowie dem Endspiel der Fußball Weltmeisterschaft 2002 zwischen Deutschland und Brasilien.

Nicht nur seine Popularität und markante Erscheinung, sondern vor allem seine manchmal recht eigenwillige Regelauslegung und dennoch sehr konsequente Spielleitung machte den Italiener zum Sympathieträger. Collina wurde unter anderem sechsmal in Folge (1998–2003) von der FIFA zum „Weltschiedsrichter des Jahres“ gewählt und ist damit alleiniger Rekordhalter.

Zu Deinem Ehrentag lieber Pierluigi gratuliert Dir stellvertretend für alle Grantplatz-Schiries Deutschlands

Dein Siggi.

Bei uns Draußen - wir wohnen ja so eher etwas am Rande eines Ballungszentrums- kann es vorkommen das der 'Nach-Hause-Weg' mit dem ÖPNV schon mal deutlich länger dauert, wenn man den passenden Anschluss verpasst. Oder eben -wie letzte Woche mein Filius- einen Bus später von der Schule los fährt.

Geschlagene zwei Stunden später als üblich kam der Jung´ am Freitag nach Hause, feuerte den Ranzen in die Ecke und schimpfte wie ein Rohrspatz: "Der Lehrer wäre schuld, das er jetzt zu spät zum Training beim FC Schwarzenberg käme".

Überhaupt ist der Klassenlehrer sowieso an vielen Dingen schuld. Neulich erst verlor seine Mannschaft wegen dem Klassenlehrer das Pokalderby! Der Benni -das ist der Torwart seiner Mannschaft- hat vom Klassenlehrer `ne Fünf in Mathe bekommen und konnte deshalb nicht am Pokalspiel teilnehmen. Benni ist übrigens der Sohn von meinem Schirikumpel Stefan. Der Stefan findet eine erneute 'Fünf in Mathe' für den Benni nicht gerade förderlich und hat seinen Sohnemann kurzerhand ein paar Übungseinheiten für die nächste Matheklausur verordnet, die am Montag nach dem Pokalderby geschrieben wurde.

Also letzten Freitag war der Klassenlehrer schuld daran, das mein Filius zu spät zum Training kam. Ein Telefonat mit dem Klassenlehrer klärte das natürlich auf. Wegen eines pubertärem Wutausbruchs - ich gehe hier nicht weiter drauf ein, Eltern mit Kindern in diesem Alter wissen wovon ich rede...-

Also wegen eines pubertärem Wutausbruchs verpasste mein Filius den Bus, weil es nach dem Unterricht noch ein "klärendes Gespräch" mit dem Klassenlehrer gab. Zur Rede gestellt war mein Sohn natürlich uneinsichtig und argumentierte, das seine Emotionen in diesem Falle etwas völlig normales in seinem Alter sind und der Klassenlehrer mehr Fingespitzengefühl hätte zeigen müssen.

Aha! Der Klassenlehrer ist also schuld daran das mein Sohn einen pubertär emotionalen Wutausbruch hatte, den Bus wegen einer berechtigten Disziplinarmaßnahme nicht bekam und deshalb zu spät zum Training gekommen ist.

Das kommt dem Siggi irgendwie bekannt vor.

Der empörte Ausruf: "Dafür gibt man doch kein Gelb," war bei uns Vereinsheim dann gleich mehrfach in den ersten Wochen des Neuen Jahres während nahezu jeder Bundesliga-Übertragungen zu hören.

Echauffiert wurde sich dabei über mangelndes Fingerspitzengefühl der Kollegen und viel zu überzogene Anwendung von Disziplinarstrafen. 

Zunächst habe ich diese Kommentare gar nicht weiter beachtet bis Schirikamerad Stefan letzten Donnerstag Abend auf einen der Kommentare erwiderte:

"Wieso? Wenn Du ´nen Freistoß ausführst während der Schiri die Mauer stellt, bekommst Du Gelb!"

Das derartige Regel-Bonmots in unserem Vereinsheim kaum eine Geistes erhellende Wirkung haben, ist Stefan und mir schon seit längerem Bekannt. Darum konnte auch der Kommentar Günter wieder einmal eine seiner Fingerspitzenweisheiten zum Besten geben während der Ich-bin-nämlich-auch-Schiri aus der linken Ecke des Vereinsheimes erklärte, das der Kollege Bundesligaschiri sowieso keine Ahnung hätte.

Die nächste Gelbe Karte kommentierte dann unser Altliga Loddar als völlig überzogene Reaktion auf die Emotionen, die wir ja im Fußball so sehr lieben und deshalb erlaubt sein müssen. Natürlich würde er sich auf dem Sportplatz niemals so anschreien lassen, aber er ist ja schließlich nicht der Schiedsrichter.

Das rief dann den Senioren Rudi auf den Plan, der seine Bestellung nach einer weiteren Runde Hopfensaft mit dem Argument "Die Neuen Regeln sind einfach nur ein ganz großer Mist" unterstrich. 

Anm. der Redaktion: Der Senioren Rudi hatte ein anderes Wort verwendet, Wir haben uns erlaubt dieses durch durch ein weniger anstößiges aus dem Fäkalvokabular zu ersetzen.

Um ein geeignetes Einleitungsbild für diesen Beitrag zu finden hat der Siggi mal die Googel-Bildersuche bemüht. Aber egal was ich suchte und egal was nur annähernd der Eingabe 'Fußballspieler' und 'am Boden wälzen' entsprach, lieferte Bilder mit einem weltbekanntem brasilianischem Spieler. Dessen Bild habe ich aber schon einmal in einem meiner Beiträge verwendet.

So habe ich mich letztlich an ein virales Youtube-Video erinnert, in dem eine Gruppe Schweizer Kid's das Neymar-Theater karikiert.

Was ich bei den Kindern in einer Trainingspause irgendwie lustig fand, stößt bei mir im Spielbetrieb nur auf wenig Verständnis. Eine 'Goldene Himbeere' kann ich als Preis für eine schlechte künstlerische Darbietung weder vergeben, noch kann ich als Schirie irgendjemanden für diesen Razzie Award genannten Preis nominieren. So muss dann wohl notgedrungen wieder einmal die Regel 12 herhalten. Fouls und unsportliches betragen.

"Wer eine schlechte Schauspielleistung abliefert muss damit rechnen, das das Publikum mit faulen Eiern und Tomaten wirft. Das stinkt und gibt hässliche gelbe oder rote Flecken," steht da sinngemäß im Regelwerk.

Jetzt ist der Siggi tatsächlich irgendwie stolz auf sich, eine schöne Methapher gefunden zu haben, damit ihr auf den 'Weiterlesen Button' klickt.

Die Presse überschlägt sich in der Berichterstattung. Gewalt gegen Schiedsrichter. Der Hessische Rundfunk widmete einen ganzen Thementag lang den Kollegen, die jedes Wochenende dafür sorgen, das Fußballspiele überhaupt stattfinden können und sich dabei ständiger psychischer und physischer Gewalt aussetzen.

Im Berliner Fußball Verband streiken die Schiries und weigern sich Spiele zu leiten. Nicht zu vergessen der Saarländische FV, bei dem es vor einigen Monaten zu einem Schiri Streik kam. Wer sich etwas Zeit für Recherchen nimmt findet dann auch ganz schell etwas über einen Schiristreik im Hamburger Fußball Verband vor ein paar Jahren.

Und jedesmal ging es nur um ein einziges Thema Gewalt gegen Schiedsrichter. Dabei braucht man gar nicht  erst in anderen Bundesländern nachzusehen, es passiert sogar direkt vor unserer Haustür.

Mein Vereinskollege Stefan hat letzte Saison Hackengas gegeben als er vor einem wild gewordenem Kreisklasse-Spieler in die Schiri Kabine flüchtete. Einem Kollegen aus dem Nachbar-Schiri-Kreis hat man im Frühjahr 'ne Wasserflasche über den Schädel gezogen. Nur der Siggi hat bisher Glück gehabt. Zweimal in meiner Karriere konnte das beherzte Eingreifen des Heimvereins verhindern das mir ähnliches passiert, wie jetzt dem Kollegen vom Hessischem FV am letzten Wochenende.

Da hilft es auch nicht, das der DFB mit Statistiken um sich wirft in denen gewalttätige oder diskriminierende Ausschreitungen als "Spiegel der Gesellschaft" bezeichnet werden und beim Fußball nur eine "Randerscheinung im Promillebereich" sind. Wir reden von etwa 3.000 Übergriffen gegen Schiedsrichter, die jedes Jahr gemeldet werden.

Wer sich mal einen Sonntag lang an den Spielfeldrand stellt, dem wird sehr schnell bewusst, wie viel verbaler Krawall gegen die Kollegen in Schwarz inzwischen zur Tagesordnung gehört und was sich die Kollegen in Schwarz alles anhören und gefallen lassen müssen.. 

"Wenn Du das in der Kreisliga machst, dann haste aber Alarm auf'm Platz," kommentierte Stefan letzten Freitag die ungewöhnliche Strafstoßentscheidung beim Zweitligaspiel der Kieler gegen Bochum.

Irgendwie stellte sich an diesem Abend bei Stefan und mir Genugtuung ein als wir die Szene bei uns im Vereinsheim auf der Grossbildleinwand sehen durften. Besonders amüsiert waren wir über die Kommentare der selbsternannten Regelexperten während der VAR Überprüfung dieser Szene und der dann folgenden Strafstoßentscheidung des Schiries.

Abgesehen davon das wieder einmal das Unwort Fingerspitzengefühl bemüht wurde, um die vermeintliche Regelkenntnis und das besondere Wissen um die Auslegung der Fußball Regeln zu unterstreichen, stellte sich im Vereinsheim allgemeine Verwunderung ein, als der Schiri-Kollege den 'VAR-Kasten' machte,  völlig Richtig auf den Punkt zeigte und dem Auswechselspieler Gelb gab. 

Als ich diesen Ausruf eines Spielers erstmalig hörte war ich ebenso überrascht wie irritiert. Habe ich da eben nicht genau genug hingesehen? - Soll ja vorkommen. Gerade wenn man seine ersten Spiele leitet und sich versucht auf alles Mögliche zu konzentrieren aber noch nicht herausgefunden hat wie man das alles unter einen Hut bekommt.

Gleich mehrfach hallte dieser Ruf bei meiner ersten Spielleitung über die Sportanlage, aber da ich zu diesem Zeitpunkt meiner Schiri Karriere -verständlicher Weise - auch noch andere Baustellen als die Richtigkeit von Einwürfen hatte, verdrängte ich dieses Problem erst einmal.

Zunächst dachte ich, das es sich hierbei um ein allgemeines Phänomen handelt, bei dem nahezu alle Schiri-Kollegen einfach entweder nicht genau genug hinsehen oder die Augen bei der Einwurf Ausführung etwas fester zudrücken wenn diese Spielfortsetzung mal wieder etwas schlampiger vorgetragen wird. 

Auf Dauer begann mich dieser Ausruf zu nerven. Hörte ich ihn doch nicht nur im Herrenfußball, sondern auch bei Jugendlichen ebenso häufig wie im Altliga Fußball gleich mehrfach in jedem Spiel. 

Selbst an jedem Vereinsheim Stammtisch gibt jedes Wochenende irgend jemand die Fußball Weisheit: "Die in der Bundesliga können ja auch keine Einwürfe, da sind sowieso fast alle falsch" zum Besten.

"...., und ein Spiel dauert 90 Minuten." lautet ein gekürztes und inzwischen legendäres Zitat von Sepp Herberger. "Uns Uwe" (Uwe Seeler) ist da etwas genauer mit seiner Aussage: "Erst wenn der Schiedsrichter abpfeift, ist das Spiel zu Ende..."

Beiden geht es aber in den Zitaten nicht um die Zeit als solches sondern darum, das auf dem Platz so lange konzentriert gespielt wird, bis der Schiri das Spiel für beendet erklärt. Sonst passieren da Dinge wie dem FC Bayern im Champions League Finale 1999.

Die Dauer eines Fußballspiels ist in Regel 07 mit zwei mal 45 Minuten festgelegt, unter bestimmten Bedingungen sind auch geringere Spielzeiten zulässig. Diese kommen dann regelmäßig im Jugend und Altligabereich zur Anwendung.

Darüber hinaus gibt es Nachspielzeiten weil mal wieder getrödelt wurde oder es zu Verletzungsunterbrechungen kam und es gibt in besonderen Wettbewerben sogar Verlängerungen.

Was soll also die Frage: Schiri? Wie lange noch?

Quasi nur als Randnotiz in der Rubrik 'Panorama' der Schiedsrichter Zeitung 05/2019 (Seite 16) veröffentlicht, wird der Kommentar vom Kollegen Ittrich bei uns Kreisliga Kollegen eher mit Unverständnis aufgenommen.

Natürlich hast Du recht lieber Patrick. Das ständige Lamentieren gegen Schiri-Entscheidungen ist inzwischen zu einer Unsitte im deutschem Fußball geworden. Das beginnt in Deiner 'Vorzeige Liga', zieht sich durch ganz Fußball Deutschland bis auf den letzten Grantplatz der Kreisklasse in irgendeiner verschlafenen Ortschaft und macht auch vor keiner Altersgruppe halt. Sogar die Kleinsten aus der E-Jugend schauen sich das von ihren 'Vorzeige-Liga-Vorbildern' bereits ab.

Selbst wenn Ich ein Bundesliga Spiel nur vom Pantoffelkino aus der Ferne verfolge, 'bekomme ich dicken Hals' wenn ich derartige Szenen beobachte. Weis ich doch genau, das ich morgen Vormittag dann auf dem Grantplatz genau das Selbe erleben darf. 

Gedanken über die besondere Erwartungshaltung bei Freundschaftsspielen.

Nenne man es wie man es will: Die einen sagen Freundschaftsspiel, die anderen Vorbereitungs-, Testspiel oder haben sonst welchen Begriff dafür. Unter dem Strich ist es ein Spiel - oder vielleicht sogar ein hauseigenes Turnier - welches abseits des Pflicht- oder Pokal-Spielbetriebs durchgeführt wird.

Man spricht sich mit dem Gegner ab, sucht einen Termin, bei dem zeitlich alles passt, oft kennt man sich aus der Pflichspielserie, man tauscht sich lange Zeit bereits vor dem Spieltag aus und oftmals werden auch die Schiedsrichter zwar offiziell angesetzt aber über einen innoffiziellem Wege diesem Spiel "zugeteilt".

Eigentlich sollte ja alles in freundschaftlicher 'Atmo' ablaufen weil der Druck des Pflichspielbetriebs nicht auf die Emotionsdrüse drückt.

Man ist sich darüber einig wie gewechselt werden soll und wieviele Spieler zum Einsatz kommen und manchmal auch die ein oder andere "Sonderregel". Manchmal spricht man auch Spielsysteme ab damit der Gegner etwas bestimmtes üben kann und bis zum Anstoß läuft auch alles in entspannter und lässiger Athmosphäre.