Ständig quengelt Stefan mich an: 'Schreib doch mal was über Handspiel!' Ich hab's bisher erfolgreich vermieden, weil, ganz ehrlich, gibt's da wirklich viel zu sagen?

Handspiel, eine der simplen Fußballregeln, die jedoch von den wenigsten begriffen wird. Im Grunde sagt sie:

 

'Hand ist tabu, außer aus Versehen.'

 

So lässt sich Regel 12 der Fußballregeln in einfachen Worten übersetzen.


Regel 12, Handspiel

Ein Vergehen liegt vor, wenn ein Spieler:

den Ball absichtlich mit der Hand/dem Arm berührt (einschließlich Bewegungen der Hand/des Arms zum Ball)

[...]


Und damit wäre der Handspielpart des Artikels wohl schon fertig. Ist doch wirklich so simpel. Aber warum wird dann ein so simples Regelwerk so oft missverstanden?

Soll ich mich wirklich in das wohl am meisten diskutierte Thema des deutschen Fußballs stürzen? Ist das nicht schon zu ausgelutscht? Kollege Alex Feuerherd von 'Collias Erben' auf n-tv hat dieses Thema doch schon ausgiebig durchgekaut.

Also, nein, ich werde hier nicht schon wieder eine Regelabhandlung über Handspiel zum Besten geben. Stattdessen soll es darum gehen, warum eine so einfache Regel so schwer zu begreifen und anzuwenden ist.

Was macht das Handspiel also so kompliziert? Der erste Satz der Regel 12 beinhaltet die gesamte Problematik in sich, die sich in endlosen Diskussionen auf Sportplätzen und an Stammtischen entlädt:

 

Der Sprengstoff liegt im Wort "absichtlich"

 

Die Brisanz liegt im Wort 'absichtlich'. Dabei möchte ich klarstellen: Mir ist bewusst, dass die "Handspielregel" deutlich umfangreicher ist als meine simple Übersetzung. Doch es geht um den Grundgedanken: Arme und Hände gehören nun mal zum Körper und können auch mal unabsichtlich im Weg sein, ohne dass der Spieler dies provoziert hat.

Absicht zu beweisen, gehört zu den schwierigsten Aufgaben in der Rechtssprechung. Im Fußballer-Deutsch bedeutet das, der Spieler muss den Ball gewollt und mit voller Absicht mit der Hand gespielt haben, um sich einen Vorteil zu verschaffen.

Klingt einfach und einleuchtend, oder? Doch für Schiedsrichter ist es oft eine Herausforderung, zwischen absichtlichem Handspiel und unbeabsichtigtem Kontakt zu unterscheiden. Die Regel besagt, dass Handspiel nur bestraft werden soll, wenn es absichtlich geschieht. Aber in der Hitze des Spiels ist es schwer, die Absicht eindeutig festzustellen.

Bei offensichtlichen Handspielen, bei denen nach dem Ball gegriffen wird oder ein Spieler den Ball aufhebt, ist die Entscheidung einfach. Doch bei anderen Kontakten zwischen Ball und Hand muss der Schiedsrichter auf Indizien zurückgreifen.

Indizien, die oft widersprüchlich sind. Ein Beispiel: Wenn ein Spieler über das Feld läuft, schwingen die Arme natürlich mit. Das vergrößert die Körperfläche, was früher oft als Handspiel geahndet wurde. Doch eine natürliche Armbewegung spricht eigentlich gegen ein absichtliches Handspiel.

Es gibt viele solcher Indizien, die Schiedsrichter berücksichtigen müssen. Doch trotzdem bleibt viel Raum für Interpretation und Diskussion. 


Anmerkung der Redaktion: Der Regelgeber hat mit seiner "Reform der Handspielauslegung" zu nahezu jedem Saisonbeginn seit 2019/2020 eine Vielzahl von weiteren Kriterien zur Handspielauslegung aufgestellt, geändert, angepasst oder gestrichen. Neben der Eingangs beschriebenen Absicht-Bewertung -die schon immer Sinn und Geist dieser Regel war- werden nun auch andere Hand-Ball-Kontakte als strafbar bzw. nicht strafbar bewertet, die nach alter Regelauslegung eher straffrei ausgingen oder eher zu unrecht bestraft wurden. Es empfiehlt sich in jedem Fall ein Blick ins Regelheft.


Das führt dazu, dass jeder seine eigene Vorstellung davon hat, was ein verbotenes Handspiel ist und was nicht. Hinzu kommt die Vereinsbrille, die oft die Meinung beeinflusst.

Es gibt jedoch auch konkrete Änderungsvorschläge. Einige schlagen vor, die Regel klarer zu formulieren oder die Definition des Handspiels zu überarbeiten. Aber bis eine eindeutige Lösung gefunden ist, wird das Handspiel eines der umstrittensten Themen im Fußball bleiben.

 

Kontroverse und Klarheit: Die Debatte um das Handspiel im Fußball

In den letzten Jahren haben verschiedene Regeländerungen und Interpretationen dazu geführt, dass das Handspiel zu einem noch umstritteneren Thema geworden ist. Insbesondere die Einführung des VAR (Video Assistant Referee) hat zu einer intensiveren Überprüfung von Handspiel-Situationen geführt.

Doch die Uneinheitlichkeit der Entscheidungen sorgt weiterhin für Verwirrung und Frustration. Während die Suche nach Klarheit fortgesetzt wird, bleibt die Debatte darüber, was als Handspiel angesehen werden sollte und wie es am besten zu ahnden ist, ein zentrales Thema im Fußball.

Bis eine eindeutige Lösung gefunden ist, wird das Handspiel weiterhin eines der umstrittensten und am meisten diskutierten Themen im Fußball bleiben. Und solange werden Stefan und ich wohl noch einiges darüber diskutieren.

Somit endet Siggi´s Handspielbeitrag mit einem (leicht abgewandeltem) Zitat von dem deutschen Fußballspieler und Trainer Jürgen "Kobra" Wegmann.

Handspiel ist, wenn der Siggi pfeifft.