Seit Anfang Juni des Jahres rollt der Ball wieder. Beim FC Schwarzenberg zunächst mit extremen CORONA-Auflagen sodaß nur unsere Jugendmannschaften ein paar Freundschaftsspiele austragen konnten, aber inzwischen sind nahezu alle Mannschaften wieder im Saisonvorbereitungsmodus. 

Lange vermisst habe ich das Gejohle der Kids beim Training , wenn ich bei uns über die Sportanlage gegangen bin. Aber auch mein Filius hat nun endlich die Playstation bei Seite gelegt und statt dessen die Fußballstiefel angezogen.

Ich habe mir eines der Freundschaftsspiele der Kids geschnappt um den CORONA bedingten Rost aus der Fox40 zu pusten. Natürlich keine Herausforderung, aber das Leuchten in den Augen der Kids, als sie wieder auf Torejagd gehen durften, ist einfach unbeschreiblich.

Die erste Spielleitung bei den Erwachsenen war gleich ein Bezirksliga Freundschaftsspiel der ambitionierten Nachbarmannschaften des FC Schwarzenberg. Stefan durfte ins Horn stoßen und ich stand -wie in den letzten Spielen vor gut einem dreiviertel Jahr auch - auf der eins.

Pfeifen - auch im Gespann- ist wie Eislaufen musste ich feststellen. Man verlernt es nicht, es fühlt sich nur die ersten 10 Minuten etwas wackelig an. 

Etwas wackelig waren auch motorischen Fähigkeiten der Protagonisten auf dem Feld und inspirierten mich damit zu einem Thema, welches ich schon lange einmal anpacken wollte.

Ein Vorfall bei der Europameisterschaft überzeugte mich dann endgültig, das Thema "Ball gespielt" aus der Schublade zu holen

Warum glauben viele Spieler das sie grundsätzlich 'straffrei' ausgehen wenn sie den Ball spielen und erst danach den Gegenspieler abräumen?

In den letzten Wochen stand ich also gleich mehrfach in Kreisklassen und -liegen als Spiellleiter auf dem Feld und sollte dafür sorgen, das das Runde nur regelkonform ins Eckige befördert wird. 

Diese Spiele werden Bundesweit nicht umsonst als Holz- oder Betonklassen bezeichnet. Es geht dort oft etwas "Rustikal" zu was häufig auch der Grobmotorik geschuldet ist. Dennoch war ich überrascht, denn diese Saisonvorbereitungsspiele wurden von den Spielern überraschend engagiert aber fair durchgeführt. Man versuchte Fouls zu vermeiden, entschuldigte sich, wenn es dann doch mal geklappert hat und das übliche Gesabbel bei Schirientscheidungen blieb weitestgehend aus.

So blieb dann auch ein Kommentar besonders in meiner Erinnerung. In jedem Spiel hörte ich: "Schiri ich hab doch nur den Ball gespielt", gleich mehrfach.

Erwähnenswert sind hierbei zwei Situationen, bei denen eine zum Strafstoß und die andere (hoffentlich nicht) zum vorzeitigen Saisonende eines Mittelfeldspielers führte. In beiden Fällen wollte man mir vehement klar machen, das doch "NUR der Ball" gespielt wurde. 

Wie schlecht waren eigentlich die Einschaltquoten bei der Fußball EM? Oder konnte sich einfach keiner an den Feldverweis gegen den Schweden Marcus Danielson im 1/8Finalspiel Schweden gegen Ukraine erinnern? Auch dieser Spielte klar "erst den Ball" bevor er das Knie seines Gegners mit gestrecktem Bein und offener Sohle malträtierte.


Wer mit solch einem Risiko den Ball spielt muss dann auch die Folgen tragen. Ein völlig berechtigter Feldverweis


Sofort wurde von den beiden Kommentatoren die Situation mit den Worten "Ball gespielt" kommentiert. Selbst als sich der Kollege Daniele Orsato (Italien) in die VAR-Zone begab um sich die Situation noch einmal anzusehen war man bei den Kommentatoren davon überzeugt, das die Verwarnung (Gelbe Karte) völlig Ausreichend ist, da ja "zuerst der Ball gespielt wurde".

Erst der der zugeschaltete Bundeslehrwart des DFB (Lutz Wagner) der die Situation mit den Worten: "Wer mit solch einem Risiko in den Zweikampf geht muss auch die Folgen tragen, egal ob er vorher den Ball berührt" kommentierte, überzeugte die Reporter von der Notwendigkeit des FaD gegen den schwedischen Spieler.


Regel 12 Fouls und unsportliches Betragen Abs.3  Disziplinarmaßnahmen

[...] 

Grobes Foulspiel

Tacklings oder Zweikämpfe, die die Gesundheit des Gegners gefährden oder übermässig hart oder brutal ausgeführt werden, sind als grobes Foul zu ahnden.

Ein Spieler, der im Kampf um den Ball übermässig hart von vorne, von der Seite oder von hinten mit einem oder beiden Beinen in einen Gegner hineinspringt oder die Gesundheit des Gegners gefährdet, begeht ein grobes Foul.

[...]

[Anm. der Redaktion: An anderer Stelle des Regelwerkes ist als Disziplinarmaßnahme für grobes Foulspiel zwingend der Feldverweis auf Dauer vorgeschrieben]


Im Zusammenhang mit der Bewertung von Foulspielen kennt das Regelwerk den Begriff des "Ball gespielt" überhaupt nicht. Der Schiedsrichter hat lediglich Art und Form eines Kontakts beim Zweikampf zu bewerten. Unabhängig davon was das Spielgerät betrifft.

Seitdem der Siggi seine Schirilizenz hat, wurde ihm auf jeder Schulung von egal von welchem Lehrwart erklärt, das bei Kontaktvergehen Art, Form und Intensität des Kontakts zu bewerten ist. Wer dabei die Verletzung eines Gegenspielers in Kauf nimmt gehört nicht auf ein Fußballfeld.

Ich denke, das wird nicht nur in unserem Schirikreis so ausgebildet, sondern so wird es allen Schiries weltweit gelehrt.

 

Einen erfolgreichen Saisonstart wünsch euch

Euer Siggi

 


Redaktioneller Nachtrag vom 30.09.2021 

 

Championsleague 2021 VfL Wolfsburg -Sevilla FC. Ein nahezu identischer Treffer führt hier zum Strafstoß und 

nur zu Gelb (Gelb/Rot) wegen glücklicher Weise weniger Intensität als beim o.g. EM Spiel SWE-UKR