Quasi nur als Randnotiz in der Rubrik 'Panorama' der Schiedsrichter Zeitung 05/2019 (Seite 16) veröffentlicht, wird der Kommentar vom Kollegen Ittrich bei uns Kreisliga Kollegen eher mit Unverständnis aufgenommen.

Natürlich hast Du recht lieber Patrick. Das ständige Lamentieren gegen Schiri-Entscheidungen ist inzwischen zu einer Unsitte im deutschem Fußball geworden. Das beginnt in Deiner 'Vorzeige Liga', zieht sich durch ganz Fußball Deutschland bis auf den letzten Grantplatz der Kreisklasse in irgendeiner verschlafenen Ortschaft und macht auch vor keiner Altersgruppe halt. Sogar die Kleinsten aus der E-Jugend schauen sich das von ihren 'Vorzeige-Liga-Vorbildern' bereits ab.

Selbst wenn Ich ein Bundesliga Spiel nur vom Pantoffelkino aus der Ferne verfolge, 'bekomme ich dicken Hals' wenn ich derartige Szenen beobachte. Weis ich doch genau, das ich morgen Vormittag dann auf dem Grantplatz genau das Selbe erleben darf. 

Mit einem Unterschied lieber Patrick: In Deinem 'Vorzeige-Stadion' gibt es Hunderte von Ordnern und Polizisten. Auf dem staubigem Grantplatz ist die nächste Polizeistation viel zu weit weg damit Deine Arbeitskollegen mich vor Übergriffen schützen können. Ordner sind sowieso meist Fehlanzeige.


Patrick Ittrich geboren am 03.01.1979 in Hamburg

Im Hauptberuf als Polizeibeamter tätig, ist Patrick für seinen Heimatverein, den Mümmelmannsberger SV Hamburg, seit 2003 als DFB Schiedsrichter aktiv. Er leitet seit Januar 2016 auch Spiele der 1. Fußball-Bundesliga.  Darüber hinaus bestritt er, mit wechselnden Gespannen, bereits FIFA-Freundschaftsspiele, Qualifikationsspiele zur UEFA Champions League sowie Begegnungen in der UEFA Europa League. 


Besonders pikant: Mit der Begründung das Emotionen zum Sport dazugehören werden diese Rudelbildungen von prominenter Stelle auch noch regelmäßig relativiert. Dabei muss ich feststellen, dass die von Dir kritisierten Jagdszenen gefühlt eher eine Fußball typische Erscheinung denn ein generelles gesellschaftliches Problem bei Sportveranstaltungen sind. 

In anderen Sportarten geht man wesentlich respektvoller mit Schiedsrichtern um. Wer Übertragungen im Handball, Basketball, ja selbst im American Football oder Rugby sieht, wird derartige Protestaktionen kaum oder gar nicht beobachten können.


Patrick Ittrich (2019)

Und nun kommt das Aber:

Lieber Patrick, Dein Problem ist hausgemacht. Du lässt es doch selber zu, das so etwas passiert.  In den 60er und 70er Jahren traute sich in Italien kein Spieler näher als drei Meter an einen Schiedsrichter heran weil er wusste was sonst passiert. Deine Kollegen M.Amerell, W. Burchard und K.Kircher ließen sich derartige Jagdszenen nicht gefallen, da gab es gleich den gelben Karton und spätestens nach 3 Spielen hatte sich herumgesprochen, das man diesen Kollegen lieber nicht so eng auf die Pelle rückt.

Aber so lange Du nur versuchst die Meute wegzulächeln, wie es in der Vorzeige-Liga ja inzwischen längst usus ist, brauchst Dich nicht zu wundern.

Vielleicht darf Dir ja der 'Kreisliga Siggi' vom FC Schwarzenberg mal ein paar Tips geben wie er das regelt, der hat diese Probleme nämlich nicht (mehr). "Wer Meckert kriegt Gelb!" So kann man die Anweisungen im Regelwerk mal in einfaches Fußballer-Deutsch übersetzen (Spoileralarm: steht übrigens in Regel 12). Am besten gleich beim ersten Mal ohne vorher zu Ermahnen.

Gibst Du Strafstoß gehst Du da hin, wo man sich als Schiri beim Strafstoß hinstellt. Der Erste der ankommt bekommt den gelben Karton zu Gesicht. Gibst Du Tor, gehst Du zum Anstoßkreis. Wer als erster angerannt kommt und Meckert läuft gegen die Gelbe Mauer. Mit den anderen typischen Spielszenen verfährst Du ähnlich.

Glaub mir, kein Spieler kommt während eines Spieles ein zweites Mal. Spätestens nach dem dritten Spiel hat es sich - gerade in Deiner Vorzeige Liga - herumgesprochen, das man zum Ittrich lieber respektvollen Abstand hält.  

Allerdings braucht es dazu etwas 'Mum in den Knochen'. Der 'Kreisliga Siggi' hat keine Hundert Polizisten und Ordner die ihm helfen wenn es brenzlich wird, und der 'Bundesliga Patrick' muss sich die Kommentare von Hoeness und Co. in der Presse anhören.

Außerdem - lieber Patrick - darfst Du dabei nicht die Trikots tragen, die Du vom DFB gesponsort bekommst. Mein Schiri Kumpel Stefan will gehört haben, das der DFB die Taschen zunäht, damit ihr nicht an die Karten herankommt. Ihr könntet ja die Lieblinge der Fans bestrafen und dann sinken die Einschaltquoten der DFL....

 

Dein Siggi