"...., und ein Spiel dauert 90 Minuten." lautet ein gekürztes und inzwischen legendäres Zitat von Sepp Herberger. "Uns Uwe" (Uwe Seeler) ist da etwas genauer mit seiner Aussage: "Erst wenn der Schiedsrichter abpfeift, ist das Spiel zu Ende..."
Beiden geht es aber in den Zitaten nicht um die Zeit als solches sondern darum, das auf dem Platz so lange konzentriert gespielt wird, bis der Schiri das Spiel für beendet erklärt. Sonst passieren da Dinge wie dem FC Bayern im Champions League Finale 1999.
Die Dauer eines Fußballspiels ist in Regel 07 mit zwei mal 45 Minuten festgelegt, unter bestimmten Bedingungen sind auch geringere Spielzeiten zulässig. Diese kommen dann regelmäßig im Jugend und Altligabereich zur Anwendung.
Darüber hinaus gibt es Nachspielzeiten weil mal wieder getrödelt wurde oder es zu Verletzungsunterbrechungen kam und es gibt in besonderen Wettbewerben sogar Verlängerungen.
Was soll also die Frage: Schiri? Wie lange noch?
Ja bin ich denn die Zeitansage?
"Schiri wie lange noch?" ist übrigens laut statistischem Bundesamt die meist gestellte Frage auf Deutschlands Fußballplätzen. Auf Platz zwei rangiert -bereits weit Abgeschlagen- "Wie stehts" dicht gefolgt von der Frage "Wo gibt's Bier" auf Platz drei.
"Wer Spielt" scheint dabei offenbar kaum einen zu interessieren, denn diese Frage rangiert sehr weit hinten. Kurz vor "Wo bin ich?"
"Wie lange noch", ist also quasi der FC Bayern der Fragen beim Fußball. Man kommt nicht drum herum aber die Frage nervt einfach.
Gefühlte 22 mal pro Minute kommt irgendein Spieler vorbei und fragt "Schiri wie lange noch?"
Ich sollte Geld für diese Auskunft nehmen! 20ct kostet die Zeitansage der Telekom. Das wären pro Spiel 396,- € - ein fantastischer Stundenlohn von 264,- €. (Brutto Monatsgehalt ca. 45.500,- €, Jahresgehalt etwa ne Halbe Million) Damit komme ich zwar längst nicht an die Spieler-Gehälter der Bundesliga heran, aber hey! Wir reden über Kreisklasse.
Dabei ist die Zeitansage der Telekom wesentlich präziser als die, die ein Schiedsrichter über die Restspielzeit je machen kann.
Will man als Schiedsrichter diese Frage exakt beantworten, geht das sogar gar nicht. Zum Zeitpunkt der Frage ist dem 'Man in Black' zwar bekannt was noch an Restspielzeit und Nachspielzeit auf der Uhr ist, jedoch müsste man in der Glaskugel lesen ob es nicht noch sonst irgendwelche Verzögerungen in der Zukunft gibt.
Somit stellt sich für mich die Frage nach dem Nutzen dieser Information.
Auf die Frage "Wie lange noch" hat der Kollege in Schwarz den Bayern bei ihrer 1:0 Führung im Champions League Finale 1999 bestimmt mit "ich pfeiff gleich ab," geantwortet.
Aus dem "Gleich" wurden dann 120 Sekunden und Manchester gewann die Champions League mit 1:2. Was hat´s genutzt? Gar nichts. Die Bayern waren die Deppen, weil sie bereits Minuten vor Abpfiff die Mützen mit dem Aufdruck Champions League Sieger 1999 aufgesetzt hatten.
Was soll dann die Frage "Wie lange noch" überhaupt? Will der Spieler mir vielleicht etwas ganz anderes Mitteilen?.
Natürlich habe ich genau so wenig lust mir noch zehn Minuten dieses nutzlose Gekicke und Herumgestochere bei Eiseskälte und Regen anzusehen. Natürlich geht mir dein 'Appsaitz'-Genöhle schon seit der zwölften Minute auf die Nüsse. Aber sowohl das eine als auch das andere kann ich weder Ändern noch kann ich dafür sorgen das es besser wird. Das musst du schon selber.
Im Gegensatz zu Dir ertrage ich das aber mit Anstand.
Wenn Du nicht mehr kannst oder keine Lust hast zu spielen geh zum Trainer und lass Dich auswechseln. Es macht keinen Unterschied ob es noch zwanzig Minuten oder zwanzig Sekunden Restspielzeit sind wenn Du den Job auf dem Feld nicht machst für den Du aufgestellt wurdest.
Der Schiri ist verantwortlich für die Spielzeit, er ist aber nicht die persönliche Zeitansage für diejenigen, die zu faul sind ihren Trainer zu fragen.
Also frag' demnächst Deinen Trainer "wie lange noch", der hat bestimmte eine bessere Antwort auf diese Frage als
Euer Siggi