"Wenn Du das in der Kreisliga machst, dann haste aber Alarm auf'm Platz," kommentierte Stefan letzten Freitag die ungewöhnliche Strafstoßentscheidung beim Zweitligaspiel der Kieler gegen Bochum.

Irgendwie stellte sich an diesem Abend bei Stefan und mir Genugtuung ein als wir die Szene bei uns im Vereinsheim auf der Grossbildleinwand sehen durften. Besonders amüsiert waren wir über die Kommentare der selbsternannten Regelexperten während der VAR Überprüfung dieser Szene und der dann folgenden Strafstoßentscheidung des Schiries.

Abgesehen davon das wieder einmal das Unwort Fingerspitzengefühl bemüht wurde, um die vermeintliche Regelkenntnis und das besondere Wissen um die Auslegung der Fußball Regeln zu unterstreichen, stellte sich im Vereinsheim allgemeine Verwunderung ein, als der Schiri-Kollege den 'VAR-Kasten' machte,  völlig Richtig auf den Punkt zeigte und dem Auswechselspieler Gelb gab. 

Als ich diesen Ausruf eines Spielers erstmalig hörte war ich ebenso überrascht wie irritiert. Habe ich da eben nicht genau genug hingesehen? - Soll ja vorkommen. Gerade wenn man seine ersten Spiele leitet und sich versucht auf alles Mögliche zu konzentrieren aber noch nicht herausgefunden hat wie man das alles unter einen Hut bekommt.

Gleich mehrfach hallte dieser Ruf bei meiner ersten Spielleitung über die Sportanlage, aber da ich zu diesem Zeitpunkt meiner Schiri Karriere -verständlicher Weise - auch noch andere Baustellen als die Richtigkeit von Einwürfen hatte, verdrängte ich dieses Problem erst einmal.

Zunächst dachte ich, das es sich hierbei um ein allgemeines Phänomen handelt, bei dem nahezu alle Schiri-Kollegen einfach entweder nicht genau genug hinsehen oder die Augen bei der Einwurf Ausführung etwas fester zudrücken wenn diese Spielfortsetzung mal wieder etwas schlampiger vorgetragen wird. 

Auf Dauer begann mich dieser Ausruf zu nerven. Hörte ich ihn doch nicht nur im Herrenfußball, sondern auch bei Jugendlichen ebenso häufig wie im Altliga Fußball gleich mehrfach in jedem Spiel. 

Selbst an jedem Vereinsheim Stammtisch gibt jedes Wochenende irgend jemand die Fußball Weisheit: "Die in der Bundesliga können ja auch keine Einwürfe, da sind sowieso fast alle falsch" zum Besten.

"...., und ein Spiel dauert 90 Minuten." lautet ein gekürztes und inzwischen legendäres Zitat von Sepp Herberger. "Uns Uwe" (Uwe Seeler) ist da etwas genauer mit seiner Aussage: "Erst wenn der Schiedsrichter abpfeift, ist das Spiel zu Ende..."

Beiden geht es aber in den Zitaten nicht um die Zeit als solches sondern darum, das auf dem Platz so lange konzentriert gespielt wird, bis der Schiri das Spiel für beendet erklärt. Sonst passieren da Dinge wie dem FC Bayern im Champions League Finale 1999.

Die Dauer eines Fußballspiels ist in Regel 07 mit zwei mal 45 Minuten festgelegt, unter bestimmten Bedingungen sind auch geringere Spielzeiten zulässig. Diese kommen dann regelmäßig im Jugend und Altligabereich zur Anwendung.

Darüber hinaus gibt es Nachspielzeiten weil mal wieder getrödelt wurde oder es zu Verletzungsunterbrechungen kam und es gibt in besonderen Wettbewerben sogar Verlängerungen.

Was soll also die Frage: Schiri? Wie lange noch?

Quasi nur als Randnotiz in der Rubrik 'Panorama' der Schiedsrichter Zeitung 05/2019 (Seite 16) veröffentlicht, wird der Kommentar vom Kollegen Ittrich bei uns Kreisliga Kollegen eher mit Unverständnis aufgenommen.

Natürlich hast Du recht lieber Patrick. Das ständige Lamentieren gegen Schiri-Entscheidungen ist inzwischen zu einer Unsitte im deutschem Fußball geworden. Das beginnt in Deiner 'Vorzeige Liga', zieht sich durch ganz Fußball Deutschland bis auf den letzten Grantplatz der Kreisklasse in irgendeiner verschlafenen Ortschaft und macht auch vor keiner Altersgruppe halt. Sogar die Kleinsten aus der E-Jugend schauen sich das von ihren 'Vorzeige-Liga-Vorbildern' bereits ab.

Selbst wenn Ich ein Bundesliga Spiel nur vom Pantoffelkino aus der Ferne verfolge, 'bekomme ich dicken Hals' wenn ich derartige Szenen beobachte. Weis ich doch genau, das ich morgen Vormittag dann auf dem Grantplatz genau das Selbe erleben darf. 

Gedanken über die besondere Erwartungshaltung bei Freundschaftsspielen.

Nenne man es wie man es will: Die einen sagen Freundschaftsspiel, die anderen Vorbereitungs-, Testspiel oder haben sonst welchen Begriff dafür. Unter dem Strich ist es ein Spiel - oder vielleicht sogar ein hauseigenes Turnier - welches abseits des Pflicht- oder Pokal-Spielbetriebs durchgeführt wird.

Man spricht sich mit dem Gegner ab, sucht einen Termin, bei dem zeitlich alles passt, oft kennt man sich aus der Pflichspielserie, man tauscht sich lange Zeit bereits vor dem Spieltag aus und oftmals werden auch die Schiedsrichter zwar offiziell angesetzt aber über einen innoffiziellem Wege diesem Spiel "zugeteilt".

Eigentlich sollte ja alles in freundschaftlicher 'Atmo' ablaufen weil der Druck des Pflichspielbetriebs nicht auf die Emotionsdrüse drückt.

Man ist sich darüber einig wie gewechselt werden soll und wieviele Spieler zum Einsatz kommen und manchmal auch die ein oder andere "Sonderregel". Manchmal spricht man auch Spielsysteme ab damit der Gegner etwas bestimmtes üben kann und bis zum Anstoß läuft auch alles in entspannter und lässiger Athmosphäre.

...auch die "Dicke Frau" gesungen hat.

und auch für den Schiedsrichter ist das Spiel erst zu Ende wenn er abpfeifft.

Warum ich das nochmal erwähne? Viele Mannschaften schalten in den letzten Minuten ab - ich erinnere da mal an den FC-Bayern im Champions League Finale gegen ManU 1999. Dem Schiri darf das nicht passieren.

Aber von Anfang:

Sonntag- Mittag (mit Sonnenschein) am nord-östlichem Stadtrand. Speckgürtel und einer der teuersten Kunstrasenanlagen in unserer Gegend. (Da geh´ste wie auf Wolken d´rauf). Kreisklasse, Juventus Turin [Heim] gegen Barcelona [Gäste]. Ich nenne die Mannschaften mal so, weil es zumindest den Trikotfarben entspricht.

Juve auf Platz 7 ohne rechnerische Chance auf einen Aufstiegsplatz und weit von der Abstiegszone entfernt.

Barcelona auf dem Vorletztem und bei noch 4 Spielen nur 6 Punkte vom rettendem 13. Platz entfernt. Da geht also noch was - zumindest mehr als beim unserem benachbartem Bundesligisten derzeit. Achja, dessen dritte Herren spielt übrigens auch in der Staffel und ist einem Platz vor Barcelona- aber das ist hier nur eine Randnotiz.

Kennt Ihr den?

Er begegnet Euch auf vielen Sportanlagen. Er ist verkleidet als Zuschauer, Trainer, Betreuer oder trägt ein buntes Hemd mit einer Nummer hinten d´rauf. Wochenlang - wenn Ihr ihn brauchen könntet - sieht man ihn gar nicht und plötzlich steht er dann wieder neben Dir.

Deinem Obmann oder Ansetzer ist er völlig unbekannt obwohl er ihn händeringend gebrauchen kann weil am Wochenende immer noch nicht alle Spiele besetzt sind. Wenn mal wieder ein Schiedsrichter ausgefallen ist und man auf der Sportanlage herumfragt ist er nie zu finden.

Er taucht nur immer kurzfristig auf, um Dir gute Tips zu geben und dann ganz schnell wieder in der Versenkung zu verschwinden.

Der "Ich bin (nämlich) auch Schiedsrichter".

Ja, gestern Abend nach dem Pokalspiel spürte ich tatsächlich noch den Weihnachtsbraten in den Knochen. Das erste Pflichtspiel in diesem Jahr und mir hat nicht nur das nasskalte Wetter körperlich zugesetzt sondern auch die fehlende sportliche Betätigung in der Winterpasue

Leichter, temporärer Nieselregen mit Temperaturen gerade über dem Gefrierpunkt und zwei Protagonisten aus der A-Jugend Landesliga, die einiges an "Vergangenheitsbewältigung" in diesem Pokalspiel aufzuarbeiten hatten.

Beide wollen das Pokal-Nachholspiel unbedingt gewinnen, denn der nächste Zuschauermagnet steht für das Pokal 1/8-Finale bereits fest: Die A-Jugend Bundesliga des Ortsansässigen Bundesliga Zweitligisten und man hat in jedem Falle Heimrecht.

So wird also von der ersten Minute an um jeden Meter auf dem Spielfeld gekämpft. Die Jungs gehen gut zur Sache ohne dabei grob oder unsportlich zu werden.

Die Winterpause macht´s möglich, sich noch einmal über Randerscheinungen der 'Grantplatz-Ligen' Gedanken zu machen

Es folgt der Dritte Teil der Beschreibung von Spielertypen, die uns regelmäßig auf Deutschlands Sportplätzen begegnen

Heute mit dabei...

  • Der Nachwuchs Neymar
  • Der Kommentar Günter und
  • Der Wrestler Wiese - von meinem Schiri Kollegen Manni im Hessischem gesichtet worden.

Irgendwie verstehe ich nicht, wie dieses Wort seinen Weg in den Fußball gefunden hat. Wortwörtlich kann es doch wohl nicht gemeint sein oder?

Ich meine, ein Spieler sollte die Benutzung von Fingerspitzengefühl tunlichst unterlassen. Soweit mir bekannt untersagt das Fußball Regelwerk ausdrücklich das Spielen des Balls mit der Hand - da gehören die Fingerspitzen wohl dazu. 

Als Schiri benötige ich allenfalls die Fingerspitzen um die Gelbe oder Rote Karte aus der Tasche zu holen oder irgendetwas mit einem Schreibgerät auf meiner Spielnotizkarte zu notieren. Besonders viel Gefühl in den Fingerspitzen benötige ich dafür jedoch nicht. 

Vermutlich wird das Wort aber als Metapher benutzt ... lasst den Siggi mal nachdenken, wie das dann gemeint sein kann....

... sondern auch das Urteil

Mehr durch Hörensagen bin ich auf eine Studie im Fachblatt "Cognitive Research: Principles and Implications" gestoßen.

Sie bestätigt irgendwie mein Bauchgefühl, welches ich schon immer bei Schulungen und Regelabenden hatte. Darüber hinaus beobachte ich auch bei meinen Schulungen die Reaktion der Schulungsteilnehmer.

Zeitlupen und Wiederholungen führen bei Schiedsrichtern oftmals zu einer anderen Entscheidung als wenn sie die Situation nur einmal und in Originalgeschwindigkeit sehen können.

Was zunächst wie eine Binsenweisheit klingt bekommt einen ganz anderen Hintergrund, wenn wir anhand von Videoszenen eine Schiedsrichterentscheidung nachträglich (ob als VAR oder im Lehrsaal) nochmals analysieren.

Inzwischen sind mir weitere Charaktere über den Weg gelaufen, deren Beschreibung eine besondere Erwähnng wert ist.

  • Der Senioren Rudi 
  • Der Kreisklassen Messi (von dem hat mir mein Schiri-Kollege Stefan berichten können)
  • Der Eisbeutel Wohlfahrt

Gemeinsam mit dem bekannten Schiedsrichter-Podcast von Fokus Fußball „Collinas Erben“ (@CollinasErben, von den beiden Fußball- und Regelexperten Alex Feuerherdt [@LizasWelt] und Klaas Reese [@Sportkultur]) fand im Rahmen der Vorlesung „Sportrecht“ an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln im Wintersemester 2016/17 ein

Schiedsrichter-Special

statt. Es ging um den Fußballschiedsrichter und die Fußballregeln im Recht. In den etwa 1,5 Stunden Vorlesungszeit wurde sich mit den äußerst spannenden Rechtsfragen rund um das Hobby (und den Beruf) des Fußballschiedsrichters beschäftigt. Sowohl der  Amateur- als auch im Profibereich wurden beleuchtet. Dabei ging es nicht nur um klassisches „Jura“. Vielmehr wurden die juristischen Methoden – unter Beachtung der Bedürfnisse des Sports in der Praxis, der Fairness und des Fair Play – auf die Fußballregeln und die von den Verbänden erlassenen Regelwerke angewendet.